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Viele angehende Forscher können es zu Beginn ihrer Ahnenforschung kaum erwarten, endlich in alten Dokumenten und Kirchenbüchern zu suchen. Häufig schreiben sie vor lauter Planlosigkeit und Aufregung gleichzeitig in alle Gruppen, Mailinglisten oder Foren ihre Großeltern oder Urgroßeltern„zur Fahndung“ aus. Viele machen in diesen Fällen den dritten vor dem ersten Schritt. Die Ergebnisse daraus können unvollständige oder gar falsche Antworten auf Anfragen sein. Auch ist es für andere Forscherkollegen immer schwierig zu helfen, wenn nur unzureichende Informationen gegeben werden können. Nicht zuletzt lehnen einige Ämter und Archive es teilweise einfach ab die Recherche nach grundlegenden Daten für den Anfragenden zu übernehmen. Damit dir das nicht passiert, gibt es in diesem Beitrag die wichtigsten Hinweise für einen gelungen Start.
Bevor du dich auf die Suche nach deinen Vorfahren machst und nach Namen und Daten deiner Familie forschst, du anfängst deine Eltern Großeltern oder Tanten mit Fragen zu löchern, noch bevor du in den Schubladen und Schränken nach Fotos und Dokumenten stöberst, befrage dich selbst.
Ja, du hast richtig gelesen. Beginne zunächst mit dir selbst.
Das mag dir jetzt vielleicht etwas eigenartig erscheinen, aber dies ist aus meiner Sicht der allererste Schritt, den du tun solltest.
Du brauchst dafür nichts anderes als ein weißes Blatt Papier, einen Stift und etwas Ruhe.
Schreibe in die Mitte des Blattes deinen Namen, dein Geburtsdatum und deinen Geburtsort. Darunter schreibst du den Namen deines Vaters, sein Geburtsdatum, seinen Geburtsort. Dann notiere rechts neben deinem Vater den Namen und die Daten deiner Mutter.
Damit ist der Anfang gemacht.
Du hast in diesem Moment deinen persönlichen, deinen eigenen „Familienstammbaum“ gepflanzt. Herzlichen Glückwunsch!
Ausgehend von den notierten Informationen kannst du nun neben deinem Namen, den Namen und die Daten deiner Partnerin/ deines Partners schreiben. Die Namen und Geburtsdaten deiner Kinder notierst du darüber. Dann darüber fügst du die Namen der Enkel dazu und so weiter und so fort.
Je nach dem wieviele Namen und Daten du von deinen Nachfahren im Kopf hast, kannst du diese dazuschreiben und sehen wie dein Baum anfängt zu wachsen.
Ähnlich kannst du mit deinen Großeltern sowie den Eltern und Großeltern deines Partners/deiner Partnerin verfahren. Führe die Notizen mit deren Namen und Daten weiter nach unten fort. Nun siehst du, wie sich die Wurzeln deines Baumes anfangen ausbreiten.
Dein ganz persönlicher Familienstammbaum ist nun mit jedem der dir erinnerlichen Namen (und den dazugehörigen Daten) bereits nach oben und unten gewachsen.
Mit jeder weiteren Information, die du hinzufügst, wird er immer weiter wachsen.
Toll, oder nicht?
Übrigens: In der Genealogie gibt es viele verschiedene Formen von "Bäumen" bzw. Darstellungsarten der verwandtschaftlichen Beziehungen. Dabei wählt jeder Forscher, die für ihn am besten passende Form.
Bei Vielen von uns beginnt die Suche nach den eigenen Vorfahren mit einem Foto oder einem alten Dokument. Es weckt Interesse an der Vergangenheit der Familie und kann ein erster Anhaltspunkt für den Start in die genealogischen Forschungen sein.
Bevor du dich aber auf die Suche nach Informationen in Kirchgemeinden oder Stadtarchiven begibst, auf Online-Plattformen nach weiteren Vorfahren recherchierst, solltest du zunächst nach weiteren alten Dokumenten in deiner unmittelbaren Umgebung suchen.
Frage dazu auch deine Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten, Cousinen sowie Geschwister nach Aufzeichnungen oder Fotos zur Familie. Dabei wird nicht selten die ein oder andere interessante Familiengeschichte ausgegraben.
In der Regel finden sich dann alte Fotos, Briefe und Dokumente deiner Familie an, die bisher keiner für wirklich wichtig hielt.
Folgende Dokumente sind für deinen Start in die Familiengeschichtsforschung Gold wert:
Viele dieser alten Dokumente können Namen, Daten und Orte enthalten, die gleichzeitig sehr gute Ausgangspunkte für weitere Forschungen sind.
Du solltest die gefundenen Dokumente sammeln und die darin enthaltenen Informationen so schnell wie möglich aufschreiben.
An diesem Punkt dürfte dein "Baum" schon recht groß geworden sein und du solltest dir Gedanken machen, wie du die gesammelten Namen und Daten zu den einzelnen Personen sowie deren Verbindungen untereinander schriftlich festhalten willst. Dafür gibt es die unterschiedlichsten Vorlagen und Hilfsmittel in digitaler Form oder auf Papier.
Je eher du mit dem Ordnen und Organisieren deiner Funde und Fundorte beginnst, desto besser wirst du auch in Zukunft den Überblick behalten.
Nicht immer ist es einfach an alte Dokumente der Vorfahren heranzukommen. Aber erkundige dich doch einfach mal bei dem nächsten Familienbesuch so ganz nebenbei nach Geschichten und Erlebnissen aus früheren Zeiten. Interessiere dich für den Beruf deines Großvaters oder die Lieblingstante deiner Mutter. Im Laufe des Gesprächs wird dann sicher das ein oder andere Foto oder Dokument hervorgeholt.
Viele von uns erinnern sich aus Kindertagen daran, wenn Opa, Onkel oder Tante von Früher erzählten. Als Kind konnten wir die Erzählungen unserer Lieben nicht wirklich zuordnen, außer das wir es vielleicht recht unterhaltsam fanden. Als Erwachsener und angehende/er Genealogin/e wirst du ab sofort das Erzählte anders wahrnehmen. Du wirst beginnen neue Informationen an dir Bekanntes anzuknüpfen und immer mehr Interesse an dem Leben deiner Vorfahren haben, als Andere.
Auch wenn die erzählten Geschichten vielleicht nicht immer 100prozentig stimmen, können sie wertvolle Informationen enthalten. Darüber hinaus wirst du durch die Erzählungen ebenso einen neuen Blick auf deine Familie gewinnen.
Dies kann viel Positives, aber auch Negatives ans Licht bringen. Darüber solltest du dir klar sein.
Jede Familiengeschichte birgt Schattenseiten, die dir aber ebenso Klarheit und Orientierung für dein eigenes Leben geben können.
Zu den Gesprächen mit deinen Verwandten über gemeinsame Vorfahren solltest du dir unbedingt Notizen machen. Wenn dies nicht direkt beim Gespräch möglich ist, dann notiere dir das Gehörte unmittelbar nach dem Besuch, wenn das Gehörte noch in den Ohren klingt. Korrekturen und Nachfragen können ja auch später per Telefon eingeholt werden.
Mit jeder neuen Erkenntnis aus deinen Forschungen werden bei dir neue Fragen auftauchen, die du dann vielleicht wieder mit deinen Verwandten besprechen willst. Somit ist das Sammeln von Erzählungen eigentlich nie beendet und erfolgt häufig parallel zu den Dokumentenrecherchen in Archiven.
Frage so häufig, wie du kannst. Niemand lebt ewig. Viele Familienforscher bereuen es, nicht frühzeitig das Gespräch mit „den Alten“ gesucht zu haben.
Erst nachdem du Dokumente, Fotos und die ersten Erzählungen in deiner unmittelbaren Umgebung gesammelt hast und wirklich erst dann, solltest du dich auf die Suche nach weiteren Informationsquellen machen.
Nun verfügst du über ausreichende und wichtige Ausgangsinformationen für Anfragen bei Archiven und Standesämtern oder deine persönliche Recherchen.
Die nächsten Quellen könnten Aufzeichnungen zu Taufen, Trauungen oder Beerdigungen deiner Vorfahren der Kirchgemeinden sein (Kirchenbücher). Ebenso sind die registrierten Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle bei den Standesämtern (in Deutschland ab dem Jahr 1876) für dich interessant.
Das weitere Vorgehen hängt immer von den dir bereits bekannten Namen und Daten ab sowie dem Zeitraum, für welchen du weitere Informationen suchst.
Bevor du das nächst beste Standesamt oder die Kirchgemeinde anschreibst, solltest du genau ermitteln, welche Stelle für die von dir gesuchte Person an dem von dir gesuchten Ort zuständig ist. Dafür ist es empfehlenswert, sich immer noch einmal bekannte Namen und Daten aufzuschreiben und sich zu versichern: „Was weiß ich schon?“.
Damit erarbeitest du dir das nächste konkrete Ziel für Anfragen oder eigene Recherchen. Notiere dir deshalb ganz genau:
Versuche doch die Antworten auf diese Fragen zunächst für dich selbst schriftlich zu beantworten. Glaube mir, es wird dir bei der anschließenden Formulierung für Anfragen bei Forscherkollegen, Ämtern oder Archiven helfen.
Du wirst beim Erfassen und Lesen, der zu Beginn gesammelten Infos feststellen, dass es noch viele offene Fragen und unvollständige Informationen gibt. Genau diese bilden den Anfang für die weiteren Forschungen (Forschungsansätze).
Beim Formulieren der Ziele für die nächsten Forschungsschritte und bei der Auswertung der gesammelten Daten wirst du schnell merken, dass die Anzahl der gesammelten Notizen und Dokumente enorm zunimmt. Die zu verarbeitenden Informationen werden immer mehr und gleichzeitig ergeben sich immer mehr Möglichkeiten für die Forschungen: neue und vielleicht unbekannte Familienzweige, bisher unbekannte Orte deiner Vorfahren oder sogar Verwandte im Ausland.
Wenn du an diese Stelle angelangt bist, solltest du für dich selbst genau prüfen:
Es ist ratsam, sich diese Fragen bereits zu Beginn deiner genealogischen Forschungen zu stellen und dir damit ein übergeordnetes Ziel zu geben.
Du suchst einfach nur Beschäftigung – ein Hobby zum Zeitvertreib? Das ist natürlich vollkommen in Ordnung. Aber was spricht dagegen, wenn der Zeitvertreib ein konkretes Ziel hat, ein Ergebnis, das dich zufrieden stimmt und vielleicht auch anderen eine Freude macht.
Ich beispielsweise habe mir für mich und meine private Familienforschung folgende Ziele gesetzt:
Folgendes wirst du auf deiner Forschungsreise immer wieder bemerken:
Das ist nicht schlimm. Mit jedem Schritt, den du auf deiner Forschungsreise gehst, mit jedem weiteren Namen, mit jedem weiteren Familienzweig wirst du sicherer und routinierter in der genealogischen Recherche.
Dabei findest du nicht nur immer wieder neue Informationen und Geschichten zu deiner Familie, sondern sammelst auch interessante und wichtige Hintergrundinformationen zur Geschichte. Du erwirbst zudem immer weiter neue Fähigkeiten und neues Wissen, was dir bei den zukünftigen Forschungen dann sehr hilfreich ist.
Auch wenn du mal keinen Erfolg bei der Suche hast, so bist du doch einen Schritt weitergekommen. Denn kein Fund in den Dokumenten kann auch ein Ergebnis sein.
Hab ich etwas vergessen? Fehlt dir eine Information?
Oder hast du einfach andere Erfahrungen gemacht?
Teile dein Wissen und deine Erfahrungungen mit mir und den anderen Lesern, am Besten in einem kurzen oder auch längeren Kommentar. :-)
Lass dir beim Finden helfen!
Dein persönlicher Archivbegleiter
Lars
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Anonymus33
Lars Thiele
vielen Dank für das Teilen dieser Erfahrung. Mir geht es ähnlich. Schön, wenn es noch Bilder gibt. :-)
Joachim Forker
wenn man Jung ist und jemand Alten begfragt, kann man 60 Jahre in die Vergangenheit blicken. Ist man selbst 85 ist da nicht mehr viel an neuer Erkentnis zu gewinnen, man hat es selbst erlebt. Meine Erfahrung ist, sofort mit einem geigneten Genealogieprogramm per Computer zu beginnen! (Verknüpfungen, Nummerierungen, und Ausdrucke etc. sind entgegen Handschriftliche Aufzeichnungen, automatisch vorhanden).
Lars Thiele
vielen Dank für den freundlichen Kommentar und die wichtigen Hinweise.
Mit besten Grüßen
Lars Thiele
Was denkst du?