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Ich liebe es, durch alte Seiten einer Akte zu blättern.
Der Geruch, wenn der Aktenband vor einem auf dem Tisch im Lesesaal liegt, ist unbeschreiblich.
Und immer stelle ich mir vor, wie der Schreiber damals Buchstabe für Buchstabe und Wort für Wort auf eben diese Seiten brachte.
Durch wie viele Hände dieser alte Aktenband wohl schon gegangen ist?
Viele Seiten sind schon vergilbt und brüchig.
Wie viele Ahnenforscher werden wohl diese Archivale noch im Original einsehen dürfen?
Der Zustand vieler, vor allem der mehr als 200 Jahre alten Akten, ist nicht mehr der Beste. Aus diesem Grund entscheiden sich Archive, Dokumente zu verfilmen. Dies ist bisher immer noch die unkomplizierteste und nachhaltigste Methode, um niedergeschriebenes Wissen für kommende Generationen zu speichern.
Stell dir mal vor, ein für dich sehr wichtiges Familiendokument würde nach und nach unlesbar werden. Und das nur weil es durch zu viele Hände berührt wurde.
Da ist es doch besser, eine (Foto)Kopie von dem Dokument zu haben. Oder?
Um ein Dokument auf einem Fotofilm sichtbar zu machen, brauchst du eigentlich nur zwei Dinge: Licht und ein Vergrößerungsglas
Einfach toll, oder?
Ok. Ich gebe es zu.
Es ist ziemlich mühselig, sich auf diese Art durch hunderte Seiten eines Gerichtsbuches zu arbeiten.
Aus diesem Grund gibt es die unterschiedlichsten Mikrofilm-Lesegeräte in Archiven, die uns die Arbeit etwas erleichtern.
Die Arbeit mit verfilmten Dokumenten unterscheidet sich inhaltlich eigentlich nicht wirklich von der normalen Akteneinsicht, aber dennoch gibt es einige Sachen zu beachten. Im Zeitalter der digitalen Fotografie ist der Umgang mit dieser Art von Filmen leider nicht mehr jedem geläufig.
Deswegen habe ich hier die wichtigsten Punkte bei der Arbeit mit Mikrofilmen zusammengestellt.
Im Normalfall nutzt du genau die gleichen Hilfsmittel, die auch zum Auffinden von Archivmaterialen zur Verfügung stehen – Findbücher, Karteien oder elektronische Findmittel. Du suchst die für dich interessante Akte mit der dazugehörigen Signatur heraus und bestellst sie.
Im Findmittel ist meist vermerkt, ob es sich dabei um einen Mikrofilm handelt oder nicht.
Es kann auch sein, dass für bestimmte verfilmte Aktenbestände spezielle Verzeichnisse oder Findmittel angelegt worden.
Wie zum Beispiel für die sächsischen Gerichtsbücher:
OnlineFindmittel Sächsische Gerichtsbücher: So findest du den richtigen Mikrofilm
Im besten Fall bekommst du notwendige Hinweise vom zuständigen Archivar oder Archivmitarbeiter. Wenn nicht, dann im Zweifelsfall einfach einmal höflich nachfragen.
Du hast anstatt der Originalakte einen Mikrofilm erhalten. Und nun?
Suche dir ein Lesegerät und los geht’s!
Du hast seit langer Zeit nicht oder noch nie mit verfilmten Dokumenten gearbeitet?
Bevor du wertvolle Zeit verschwendest, frage einen Mitarbeiter des Archivs. In den Dresdner Archiven habe ich bisher nur positive Erfahrungen gemacht. In der Regel bieten die Archivmitarbeiter auch ihre Hilfe beim Einlegen des Films an. Wenn nicht, scheue dich nicht danach zu fragen. Es gibt wirklich sehr unterschiedliche Lesegeräte und es ist keine Schande, wenn du deren Funktionsweise nicht kennst.
Selbst ich lasse mir, von Zeit zu Zeit, noch einmal bestimmte Funktionen an Lesegeräten erklären. Je nach Gerät kannst du u. a. Seiten drehen, vergrößern und schärfer stellen oder die Geschwindigkeit beim Durchblättern der Seiten einstellen.
Eine andere Lösung ist es, den vielleicht geübteren Nutzer am Lesegerät nebenan um Hilfe zu bitten. Solche eine Kontaktaufnahme kann im besten Fall zu weiteren interessanten Gesprächen im Aufenthaltsraum führen. 😉
Der Film ist richtig eingelegt. Die Einträge sind nicht spiegelverkehrt oder stehen auf dem Kopf.
Bevor Du mit der Durchsicht des Films startest, notiere dir den Titel und die Signatur der Filmrolle.
So behältst du den Überblick, welche Rolle du dir tatsächlich angesehen hast. Das wird besonders wichtig, wenn du an einem Tag mehrere Filme sichtest.
Die Notiz kann beispielsweise so aussehen:
sächsHStA Dresden, GB Pegau Nr. 1473 (F 8794)
– Archiv, Bestandsname (evtl. noch Bestandsnummer), Aktennummer, Filmnummer –
Überzeuge dich zunächst, ob der eingelegte Film auch wirklich die benötigten Dokumente enthält.
Hier solltest du deine Notizen zum Aktentitel oder einen Auszug aus dem Findbuch parat haben. So kannst du schnell zur benötigten Stelle springen. Denn häufig umfassen die Filmrollen auch mehrere Akten. Im Findmittel und teilweise auch auf der Filmhülle findest du Angaben zu den enthaltenen Archivalien.
Alle verfilmten Akten beginnen in der Regel mit einem Titel und der Inhaltsangabe zu den folgenden Aufnahmen. Da sich diese Anfangsseiten meist farblich von den eigentlichen Dokumentenaufnahmen unterschieden, kannst du es auch beim schnellen Durchblättern gut erkennen.
Das durchblättern der Filmaufnahmen ist für deine Augen sehr anstrengend. Aus diesem Grund sind regelmäßige Entspannungspausen für deine Augen wichtig.
Ich selbst lege spätestens nach 45 Minuten eine fünfminütige Lesepause ein.
Lasse deinen Blick auf weiter entfernte Gegenstände oder bis zum Ende des Lesesaals schweifen. Im besten Fall schaue ich auf grüne Bäume oder Wiesen außerhalb des Fensters.
Du kannst auch mit kleinen Übungen deine Augenmuskulatur trainieren. Konzentriere dafür deinen Blick abwechseln auf deine Nasenspitze und Dinge in der Ferne.
Kleine Pausen und viel Flüssigkeit (Wasser) können Übelkeit und Kopfschmerzen bei häufiger Arbeit am Lesegerät verhindern.
Regelmäßige Pausen sind gerade für uns Vielsitzer extrem wichtig
Warum du als Archivnutzer Bewegung in deinen Alltag bringen solltest
Wenn du dann einen interessanten Eintrag gefunden hast, solltest du dir die Stelle gut markieren.
Nun kannst du bei der Durchsicht von Filmaufnahmen schlecht ein Lesezeichen einlegen bzw. die Stelle mit einem Farbstift markieren.
Stattdessen solltest du dir die Filmaufnahme-Nummer notieren.
Diese laufende Nummer findest du meist ober- oder unterhalb der Dokumentenaufnahme. Bei manchen Lesegeräten kannst du diese auch direkt am Gerät ablesen.
Ist der Eintrag für dich sehr wichtig, drucke die Seite aus oder speichere sie dir ab.
Ob du Ausdrucken, Scannen, Kopieren oder sogar Fotografieren kannst ist abhängig von dem Lesegerät, von den Nutzungsrechten der Akte oder den Vorgaben des jeweiligen Archivs.
Frage am besten gleich bei der Bestellung oder bei der Aktenausgabe nach. So beugst du möglichen Schwierigkeiten vor.
Namen oder Daten zu notieren ist einfach und relativ schnell getan. Sobald es aber um umfangreichere Inhalte geht, kann es sinnvoll sein, sich die Aufnahme zu speichern oder auszudrucken.
Dies hat den Vorteil, dass du zum Beispiel schwer lesbare Texte auch später noch in Ruhe durcharbeiten kannst.
Ob ich etwas ausdrucke, entscheide ich immer nach folgenden Kriterien:
Das war eigentlich schon das Wichtigste, was du beachten solltest.
Du siehst, es ist eigentlich ganz einfach.
Hier noch einmal alle Punkt in der Zusammenfassung.
Wenn du dir diese Punkte bei der Arbeit mit Mikrofilmen beherzigst, kann eigentlich nichts schiefgehen.
Teile deine Fragen oder Erfahrungen in einem Kommentar.
Andere Leser würde es sicher freuen und wären dir dankbar dafür.
Viel Erfolg und immer ein ausgeruhtes Auge beim Lesen verfilmter Akten
wünscht Dein persönlicher Archivbegleiter
P.S.: Lass Dir beim Finden helfen!
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Anthonia Bahmesberger
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